Game:

Gothic 3 (2006)

Duration: 3:22

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Daniel Matschijewsky: So gut Elder Scrolls 4: Oblivion als Rollenspiel sein mag, so steril und generisch wirkt es auf Dauer. Genau aus diesem Grund liebe ich Gothic 3 über alles: Die Welt ist so unglaublich lebendig, dass ich selbst nach Dutzenden Spielstunden noch immer neue Details entdecke. Seien es Sklaven, die mürrisch vor sich hin arbeiten, Wölfe, die einem Rudel Hirsche hinterherjagen oder der malerische Sonnenuntergang, der die Welt in sanftes Licht taucht – selten habe ich ein derart stimmiges Rollenspiel gesehen.
Allerdings merkt man dem Spiel an allen Ecken an, dass den Entwicklern ein paar Monate gefehlt haben, um die letzten Kanten abzuschleifen. Überall stören Kleinigkeiten, sei es bei der Gegner-KI, der Bedienung, dem Quest-Balancing oder dem Kampfsystem. Als Gothic-Liebhaber schaue über solche Dinge locker hinweg, alle anderen Rollenspiel-Fans werden nach dem Kauf sicher die Nase rümpfen. Bitte, Piranha Bytes: Merzt die vielen Fehler aus, und ihr habt vollbracht, was ihr wolltet: ein großartiges Rollenspiel!

Christian Schmidt: Ich spiele seit Wochen nichts als Gothic, oft bis spät in die Nacht. Und ja, ich tue das freiwillig, trotz all der Bugs. Denn Gothic 3 macht Spaß. Dass man sich für das Spiel quälen muss, das wissen alle Gothic-Kenner. Nun quäle ich mich halt ein bisschen mehr. Andererseits: Was Piranha Bytes, Jowood und Deep Silver mit der Verkaufsversion abliefern, ist ein Armutszeugnis. Und eine ärgerliche Bestätigung für das Vorurteil, deutsche Spiele seien unausgegoren. Ich könnte vor Wut die Wand hochgehen über die Schlampigkeit, die Achtlosigkeit und die Verachtung gegenüber den Kunden. Die Fans werden’s schon schlucken! Gothic 3 steht kaputt im Laden und muss erst heil gepatcht werden. Dass das heutzutage als normal gilt, ist ein Trauerspiel.

Michael Trier: Ich sage Ja zu Gothic 3! Weil es mir Spaß macht. Na klar sehe ich die zahlreichen Schwächen, ich spüre sie sogar. Denn je mehr mich ein Spiel emotional gefangen nimmt, desto heftiger sind auch die Frustmomente. Und soviel geflucht wie bei meinen Abenteuern in Gothic 3 habe ich schon lange nicht mehr. Aber das ist auch ein gutes Zeichen: Diese Welt interessiert mich, ich schmeiße sie nicht auf den Stapel zu all den belanglosen, uninspirierten Instant-Universen, für die mir meine Zeit zu kostbar ist. Ich will in dieser Welt bestehen, mehr von ihr sehen und sie mit gestalten. Denn Gothic 3 gibt mir tatsächlich das Gefühl, Teil seiner Welt zu sein.
Man muss sich darauf einlassen – und verzeihen können. Dann ist die Zeit in diesem Spiel großartig und nicht verschwendet.

Petra Schmitz: Gothic 3 macht es mir so schwer. Mein Verstand sagt: »Das ist kein gutes Spiel. Dafür hat es zu viele Ungereimtheiten. Zu viele Fehler.« Mein Gefühl sagt: »Ich will das Heldentum mehr spüren. Ich will nicht zahllose Quests abklappern, um die Bedrohung durch die Orks und Xardas doch nur so larifari zu empfinden.« Gothic 3 macht es mir so einfach. Mein Verstand sagt: »Schau dir die Welt an, wie liebevoll sie gestaltet ist, erforsche sie und freu dich an Bäumen und Burgen.« Mein Gefühl sagt: »Ich will jetzt aber unbedingt ein Super-Schwert haben und dem Troll am Hang auf den Kopf hauen und diese fies überteuerten Händler überall ausrauben! Alle!« Ein stetes Hin und Her. Ich hasse Gothic 3 dafür, dass ich es nicht hassen kann.

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